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„Gletscherweg Pasterze“ - Auf den Spuren eines einstigen Eisriesen der Ostalpen

Mehr als 40 Jahre ist es her, dass der Naturkundliche Führer „Gletscherweg Pasterze“ als fachliche Begleitliteratur zum Themenweg Pasterze aufgelegt wurde. Nun, nach vier Jahrzehnten Gletscherschwund erscheint das Büchlein neu. Der Gletscherweg ermöglicht uns damals wie heute einen Blick in die Vergangenheit, aber auch in die Zukunft.

v.l.n.r.: Professor und Schüler des Europa Gymnasiums Klagenfurt, Liliane Dagostin (Österreichischer Alpenverein - Leiterin Abteilung Raumplanung und Naturschutz), Andreas Kellerer-Pirklbauer (Mitarbeiter am Institut für Geographie und Raumforschung), Gerhard Lieb (Mitarbeiter am Institut für Geographie und Raumforschung), Barbara Pucker (Nationalpark-Direktorin), Ernst Rieger (Österreichischer Alpenverein – Vorsitzender der Sektion Großkirchheim-Heiligenblut-Mörtschach), Sabine Seidler (KLAR! Managerin Region Nationalparkgemeinden Oberes Mölltal bei KLAR! und KEM Region Nationalparkgemeinden Oberes Mölltal) und Hans-Jörg Hufnagl, stellvertretender Gebietsbauleiter der Wildbachverbauung Kärnten. Foto Gerald Zagler

Der Gletscherweg Pasterze, wie man ihn heute vorfindet, führt durch eine faszinierende Hochgebirgslandschaft, entlang stummer Zeugen früherer Gletscherausdehnungen, und durch das Umfeld des einst so mächtigen Eisriesen im Herzen des Nationalparks Hohe Tauern. Kaum eine Landschaft ist einem rascheren Wandel unterworfen. Dort, wo das Eis schwindet, entstehen faszinierende und ökologisch wertvolle Sukzessionsflächen, die nach und nach von Pionierpflanzen besiedelt werden. Damit führt der Gletscherweg Pasterze gleichzeitig die Schönheit, aber auch die Vergänglichkeit der alpinen Umwelt vor Augen. Er schärft also einerseits das Bewusstsein für den Klimawandel und seine Auswirkungen, andererseits den Blick für Prozesse, die vom Menschen unbeeinflusst ablaufen dürfen. An das Eis der Pasterze selbst reicht der neue Gletscherweg allerdings nicht mehr heran, diese „Verfolgungsjagd“ wurde aufgegeben.

Natur erleben, Natur greifbar machen

In den letzten 150 Jahren ist die Pasterze zu einem Schwerpunkt der Gletscherforschung geworden. Die Pasterze und das Gebiet rund um sie kennt kaum jemand so gut wie die Autoren dieses Naturkundlichen Führers, denn Gerhard Karl Lieb und Andreas Kellerer-Pirklbauer beobachten, vermessen und forschen hier seit Jahrzehnten. Zusammen mit vielen weiteren wissenschaftlichen Untersuchungen hat man heute ein sehr gutes Bild über die Vergangenheit, die Gegenwart und die zukünftige Entwicklung der Pasterze. Der Gletscherweg Pasterze versteht sich nicht bloß als Themenweg, der naturkundliche Informationen darbietet, sondern es geht um viel mehr. „Die Grundidee ist die Zeitreise, die dem Gang des Gletscherrückzugs seit Mitte des 19. Jahrhunderts folgt und am Zielpunkt des Weges mit einem Blick in die Zukunft endet“ erklären die Autoren Gerhard Karl Lieb und Andreas Kellerer-Pirklbauer. Sie gehen davon aus, „dass dieses Bergerlebnis mit ganzheitlichem Blick auf das Hochgebirge die Besucherinnen und Besucher zur Reflexion eigener Handlungsweisen und Einstellungen anregen kann, da die landschaftlichen Veränderungen, die der Gletscher vor Augen führt, bewusst wahrgenommen werden können“. 

Vier Jahrzehnte Gletscherweg Pasterze

Der Gletscherweg Pasterze existiert schon seit 1983 als vom Österreichischen Alpenverein initiierter und betreuter Themenwanderweg durch das Gletschervorfeld des – zumindest im Jahr 2024 – immer noch größten Gletschers Österreichs. Bereits 2004 folgte eine erste umfassende Überarbeitung des naturkundlichen Führers zur Pasterze und zeigte einmal mehr, dass der Klimawandel das Bild der Alpen markant verändert.

„Die aktuelle Neuauflage von 2024 erscheint in einer Zeit, in der der Klimawandel ein bedrohendes Ausmaß erreicht, ein wirkliches Umdenken aber noch immer nicht erkennbar ist“, konstatiert Liliana Dagostin, Leiterin der Abteilung Raumplanung und Naturschutz im Österreichischen Alpenverein. Die Pasterze ist nicht nur im Rückzug, sondern in Zerfall begriffen und wird längst mehr als trauriges Relikt ihrer selbst denn als imposante Eislandschaft wahrgenommen.

Das Buch „Gletscherweg Pasterze“ beschreibt die verschiedenen Haltepunkte entlang des Weges und zeigt die Vernetztheit von Umwelt, Gesellschaft, Wirtschaft und Politik auf. Der Alpenverein vertritt die Forderung, dass intakte Ökosysteme aus sich selbst heraus gleichzeitig zum Wohle der Gesellschaft umfassenden Schutz – auch außerhalb von Nationalparks und anderer Schutzgebiete – verdienen.  

„Natur erleben und Natur greifbar machen – diese Philosophie vertreten und leben der Nationalpark Hohe Tauern und der Österreichische Alpenverein schon seit vielen Jahrzehnten. Gemeinsam werden immer wieder großartige Projekte erarbeitet und umgesetzt, die Naturinteressierten die Einzigartigkeit und Schönheit des Nationalparks Hohe Tauern näherbringen. „Dass wir auf den Österreichischen Alpenverein als kompetenten und zuverlässigen Partner zählen dürfen, macht uns stolz. Der „Naturkundliche Führer zur Gletscherweg Pasterze“, den wir heute präsentieren, ist Ergebnis dieser starken Verbindung – ein Leitfaden, mit dem Naturerlebnis intensiv wahrnehmbar wird“, so Nationalparkdirektorin Barbara Pucker.

„Der Gletscherweg Pasterze ist durchgehend sehr gut markiert, ausgebaut und vom Österreichischen Alpenverein instandgehalten. Dennoch handelt es sich um einen hochalpinen Steig mit der Schwierigkeit “rot“. Dies bedeutet, dass zu seiner Begehung gute gesundheitliche Konstitution und Kondition sowie passende Bergwanderausrüstung unabdingbar sind“, weist Bergführer Ernst Rieger, Vorsitzender der Sektion Großkirchheim-Heiligenblut-Mörtschach des Alpenvereins hin. Die Gehzeit zwischen den einzelnen Haltepunkten beträgt zwischen 10 und 25 Minuten, für den gesamten Weg ist (ohne Verweilzeiten an den Haltepunkten und individuelle Stopps) mit rund 2 ½ Stunden zu rechnen.

Das Buch ist ab sofort in unseren Shops (Haus der Steinböcke und BIOS Nationalparkzentrum Mallnitz) und bei der Nationalparkverwaltung in Großkirchheim zum Preis von € 7,90 erhältlich. Bestellungen werden gerne auch telefonisch (+43 (0) 4825 6161) oder per Mail (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.) entgegengenommen.